Das verbinde ich mit der Kirche Acht Seligkeiten

20.09.2024

Fünf persönliche Statements

Richard und Irmgard Amberger:

Als wir im Dezember 1971 von der Stadt nach Füssen-West umzogen, hatte dies natürlich auch zur Folge, dass wir nun zu einer neuen Pfarrei gehören. Etwas Skepsis war schon dabei, wie uns der Wechsel von der Schönheit der Barockkirche St. Mang zu der modernen, nüchternen Kirche "Zu den Acht Seligkeiten" gelingen würde. Bereits seit Herbst 1968 war ich Mitglied im neugegründeten Kirchenchor dort. Als ich erstmals in dieser Kirche stand, dachte ich: Liebe auf den ersten Blick ist es nicht.

Doch wir fühlten uns schnell in der neuen Kirche heimisch. Dazu trug natürlich auch bei, dass unsre Kinder den Kindergarten St. Gabriel besuchten und dieser durch viele Veranstaltungen mit der Kirche verbunden war. Schwester Felizia war damals der gute Geist der Kirchengemeinde. Die Feiern der Erstkommunion bedeuteten ebenfalls Höhepunkte in unserer Kirche.

Wenn wir den Gottesdienst besuchten, fühlten wir uns zusammen mit den anderen Gläubigen als eine lebendige Gemeinschaft und durch die Anordnung der Bänke im Halbrund um den Altar war man dem Geschehen am Altar ganz nah.

Besonders berührten uns die jährlichen Christmetten, wenn die Kirche die Besucher kaum fassen konnte und der Chor die Messe von Thomas sang.

Nun wird in wenigen Wochen meine und unsere Kirche abgebrochen. Ich wünsche mir - Deo volente, so Gott will - dass ich die Weihe unserer neuen aber kleineren Kirche mitfeiern kann.

Susanne Stocker:

Wenn ich an die Kirche Acht Seligkeiten denke, denke ich zuerst an ihr Glockengeläut. Es ist ein Erlebnis, diese Glocken zu hören, immer wieder, jeden Tag. Dann erinnere ich mich daran, wie ich mit vielen Anderen - Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen - mit einem riesigen Flaschenzug die neu geweihte Glocke aufziehe, die Tiefe, die ganz besonders Große.

Als die Büsche auf der Wiese hinter der Kirche noch magere Stecken waren und der Ahorn gerade mal über ein Fahrrad passte, lange bevor es die Kinderkrippe gab und die Garagen auf der Rückseite der Kirche, feierten wir auf der damals weitläufigen Wiese die Sommerfeste der Pfarrei. Es gab Würste und Steaks von der Metzgerei Ledermann, viele liebevoll bestückte und spannende Jahrmarktstände, Biertischgarnituren, eine Bühne, uns glücklich tobende Kinder und entspannte Eltern. Die Wiese war auch der Schauplatz für die Martinsfeiern, mit großem Pferd, Reiter, vielen Kindern und noch mehr Laternen. Vor allem war neben der Wiese die Pappel-Allee mit ihren einzigartig großen, schlanken Bäumen - eine fantastische Ergänzung zum massiven Kirchen-”Zelt”.

Über die Anfangsjahre hinweg haben wir erlebt, wie wir wachsen, als Gemeinde. Tolle Kinder-, Jugend- und Familienarbeit haben Kindergarten und Pfarrgemeinde geprägt. Ich habe Erstkommunion gefeiert, dann Firmung. Ich habe meinen Vater hier erlebt, wie er das Lektoren- und Kommunionhelfer-Amt übernommen hat. In Acht Seligkeiten wurde der Beerdigungs-Gottesdienst für meine Mutter gefeiert. Sie ist an einem 3. Juni gestorben, am Fest des heiligen Karl Lwanga. Gerade von ihm, dem Hl. Lwanga, sind Reliquien im Altar von Acht Seligkeiten eingebettet.

Ganz unversehens wurde dieser große, moderne, weit spannende und mutige Kirchenbau zum Bild des Fundaments, das ein Leben im Glauben in mir gebaut hat.

Ja, er wird mir fehlen, der vertraute Kirchenbau. Und doch scheint mir das wirklich Wichtige dieses Fundament in mir zu sein. Es ist entstanden und wurzelt im gemeinsamen Leben einer zum Aufbruch bereiten, in allen Schwierigkeiten auch zuversichtlichen Pfarrgemeinde. So erlebe ich Euch auch jetzt - Euch, meine Pfarreiengemeinschaft. Und so schaue ich zuversichtlich auf die kommende Entwicklung, auf den Rückbau dieses Gebäudes und den Aufbau des neuen Begegnungszentrums.

Ich bin gespannt und freue mich auf den gemeinsamen Aufbruch und weiteren Weg mit Euch.

Bernhard Salanga

Vor 35 Jahren, im Jahr 1989, machte ich einen Lehrgang, der an mehreren Wochenenden in Weißensee stattfand. Im Leitungsteam des Kurses war auch Uschi Lappler, eine sehr engagierte Ehrenamtliche in „Acht Seligkeiten“. Sie erzählte immer wieder von ihrer Pfarrgemeinde und der Kirche, in der sie beheimatet war. 

Am dritten oder vierten Kurs-Wochenende lud sie uns Kursteilnehmer dann zur Kirchenbesichtigung nach Füssen-West ein. So kam ich das erste Mal in die Kirche “Zu den Acht Seligkeiten”. Es war ein früher Samstagnachmittag, als ich die Kirche betrat. Ich war sofort beeindruckt von dieser sehr sorgfältig gemauerten, sehr breiten und hohen Wand hinter dem Altar mit dem modernen Kruzifix. Ich bekam in diesem Moment das Gefühl, dass diese Wand sich mir in den Weg stellt, dass ich innehalten muss in meinem Alltag, dass ich den Trubel hinter mir lassen muss, dass ich eingebremst werde, um bereit zu sein für die Liturgie und das Gebet, letztlich für eine Begegnung mit Gott. 

Ein zweiter Gedanke kam mir: Diese so markante Wand erinnert mich auch an die Klagemauer in Jerusalem. Diese Wand lenkt nicht ab von den Ängsten, Sorgen und Nöten, die wir zum persönlichen Gebet oder zum Gottesdienst mitbringen, und sie so letztlich vor Gott tragen.

So ist mir die Kirche “Zu den Acht Seligkeiten” im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen und ich habe inzwischen hier schon viele gute Gebete und schöne Gottesdienste erlebt.

Ilka Bielenberg:

Als ich zum ersten Mal bei einer Pfarrgemeinderatssitzung von den Abrissplänen erfuhr, war es für mich ganz unvorstellbar, dass es diese Kirche, mit der mich so Vieles verbindet, nicht mehr geben soll. Erst nach vielen Gesprächen und Sitzungen über die Zukunft der Kirche "Zu den Acht Seligkeiten" war ich der festen Überzeugung, dass ein Abriss und Neubau die einzig sinnvolle Lösung ist. 

Fast alle wichtigen Ereignisse in meinem Leben sind mit dieser Kirche verbunden. In "Acht Seligkeiten" habe ich geheiratet, meine drei Kinder wurden hier zu Ostern getauft und feierten hier ihre Erste Heilige Kommunion und Firmung.

Ich erinnere mich an festliche Gottesdienste zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten, die vom Kirchenchor und Orchester mitgestaltet wurden und an die gelungenen Pfarrfeste in und um die Kirche. Weiterhin habe ich sehr positive Erinnerungen an die schönen Schulgottesdienste und an die Andachten für die Kindergartenkinder. Vor ca. 30 Jahren gab es in Füssen West noch eine sehr rege Kirchengemeinde mit einem gut gefüllten Gotteshaus. Im Laufe der Jahre hat sich Vieles geändert und es ist wichtig und richtig, dass man sich Notwendigkeiten   beugt.

Ich werde die Kirche "Zu den Acht Seligkeiten " und mit ihr die schönen Erinnerungen stets in meinem Herzen bewahren und einem Neubeginn freudig entgegen sehen. ---

So, das war's! 

Babsie Henle:

Wenn mich jemand fragt, was mich mit der Kirche zu den Acht Seligkeiten verbindet, muss ich nicht über die Antwort nachdenken, denn diese Kirche war in vielen Stationen meines Lebens ein wichtiger Platz.

Ich wurde hier getauft, gefirmt, verheiratet und bin hier zur ersten Heiligen Kommunion gegangen. Ich habe hier von klein auf zuerst in der Orffgruppe von Frau Lappler und später in unterschiedlichen Konstellationen Musik gemacht, mich um Kindergruppen, Ministranten und zahlreiche Sternsinger gekümmert, Gottesdienste mitgeplant, durchgeführt und miterlebt.

Nun wird es dieses Gotteshaus bald nicht mehr geben und natürlich ist da auch Wehmut dabei. Doch wenn ich zurückblicke und darüber nachdenke, was mir so viele Jahre quasi Heimat gegeben hat, so war das nie das Gebäude, sondern immer nur die Menschen.

Viele meiner Wegbegleiter sind heute hier, einige bevölkern nur noch vor meinem inneren Auge die Bankreihe, in der sie immer saßen.

Diese Begegnungen haben unauslöschliche Spuren in mir hinterlassen und mich in meiner Persönlichkeit geprägt.

So kann ich dankbar sein für alle Begegnungen, alles Vergangene und trotzdem voll Vertrauen auf Neues und Gutes in die Zukunft blicken.

Eine Zukunft, in der Begegnungen eine neue Heimat für viele Menschen entstehen lassen.