Orgel der Spitalkirche

Das Positiv der Heilig-Geist-Spitalkirche

Erbaut 1728 von Andreas Jäger

Copl 8´
Flaute 4´
Octav 2´
Oktav 1´

Fähigkeit des Organisten zur Improvisation

Im Barock forderte das Orgelspiel in der katholischen Liturgie vor allem die Fähigkeit des Organisten zur Improvisation kurzer Einleitungen und Zwischenspiele über die jeweiligen Choralmelodien und Lieder. Für diese Zwecke waren kleine, leichtgängige Instrumente eher geeignet als große Werke. Daher genügte für Filialkirchen oft ein kleines Werk oder Orgelpositiv mit wenigen, etwa vier bis etwa zehn Registern, sobald es nur die Klangkraft besaß, den Raum zu füllen. Derartige Kleinorgeln bildeten auch einen großen Teil der Produktion Andreas Jägers. Auch das kleine Instrument in der Spitalkirche in Füssen, das 1734 entstand, ist ihm zuzuschreiben. Das Instrument mit nur 4 Registern ist auf privaten Auftrag hin gebaut worden und war zunächst bis 1774 in St. Sebastian. Sein Stifter war der Konstanzer Kanonikus Joseph Socher, der 1669 in Füssen geboren wurde und seiner Heimatstadt als Mäzen zeit seines Lebens verbunden blieb. Sein Portrait über der Orgel, welches von dem Konstanzer Maler B.J. Strebell gemalt wurde, legt davon Zeugnis ab.

Ausgezeichneter Erhaltungszustand

Als eine etwas größere Orgel mit 7 Registern und Pedal in St. Sebastian erbaut wurde, kam das Positiv in die Heilig-Geist-Spitalkirche, zuerst vermutlich auf eine der Seitenemporen und dann später auf die rückwärtige Empore. Die Orgel wurde nie wesentlich verändert und so ist sie eines der wichtigen Originaldokumente Jäger'schen Orgelbaus. Zu Forschungs- und Rekonstruktionszwecken wird die Orgel wegen ihres ausgezeichneten Erhaltungszustandes immer wieder herangezogen.

Frühes Instrument Jägers

Bei diesem frühen Instrument Jägers, seinem ersten selbständigen Neubau, brachte er das Werk in einem nur kleiderschrankgroßen Gehäuse unter. Dabei erweist er sich erstmals als ein Meister der Raumausnutzung und -aufteilung. Diese Eigenschaft zeichnet Jäger bei allen Orgelneubauten aus.

Weitere noch erhaltene Orgeln von geringer Größe außerhalb Füssens sind die tragbare Prozessionsorgel in Elbigenalp (Lechtal), die Chororgel in Stams und die Kleinorgel in der Spitalkirche von Latsch (Vintschgau).